Interview: Fallstricke bei der Netzwerkplanung und wie man sie entwirrt
Interview zum Kundenprojekt „Modernisierung der Switch-Infrastruktur“ beim Institut für Solarenergieforschung mit unserem technischen Projektleiter
(I)T-Systemtechniker: Stefan Lewantoski
(R)edakteur: Richard Jones
(R) Wir sprachen bereits mit unserem Vertrieb über das Projekt zur Modernisierung von Aruba-Switches beim Institut für Solarenergieforschung (ISFH). Du warst der leitende Techniker. Kannst du uns Näheres zur technischen Seite des Projekts erzählen

(I) In der Technik befassen wir uns tagtäglich mit Projekten dieser Art. Netzwerke zu erneuern gehört zu unseren Kernkompetenzen. Und nicht selten sind es die einfachen Anfragen bezüglich simpel erscheinender Upgrades, die letztlich mehr Potenzial bergen.
Für das Projekt beim ISFH wurde an uns die Bitte herangetragen, die bestehenden Aruba-Switches zu erneuern. Für ein erstes Kennenlernen und um im Gespräch das Ziel des Kunden zu ermitteln, gab es eine virtuelle Vorbesprechung via Microsoft Teams. Unser Ersteindruck bestätigte sich dabei: Die vorhandenen Geräte erschienen für den Bedarf des Kunden überdimensioniert. Es zeichnete sich schon hier ab, dass ein Eins-zu-eins-Upgrade der vorhandenen Switches gar nicht notwendig sein würde.
Um uns ein genaues Bild der Lage und des Bedarfs zu machen, vereinbarten wir einen Termin vor Ort, bei dem wir neben der Bestandsaufnahme auch die Mitarbeiter des Instituts und deren Arbeitsweise kennenlernten.
Wirklich interessant ist, dass das Institut ein Wohngebiet durch Monitoring von Realdaten analysiert, in dem tatsächlich Menschen wohnen.
(R) Was für eine Netzwerkstruktur habt ihr vor Ort vorgefunden?
(I) Das ISFH hat einen großen Serverraum mit zentralem Switch. Zusätzlich existiert ein Hauptverteilungsraum. Weitere Unterverteilungen führen bis zu den Endpunkten in den angeschlossenen Wohnhäusern. Auf den Hausdächern sind Solaranlagen installiert. Von einem auf einem Lkw aufliegenden Container aus werden schließlich die Messdaten der Solaranlage versendet. Dabei fiel auf, dass schon hier am Endpunkt nur 8 von 48 Ports genutzt wurden. Außerdem waren Layer-3-Switches im Einsatz, die an dieser Stelle gar nicht notwendig waren.
Wir haben für die Bestandsaufnahme jeden einzelnen Switch und Port dokumentiert und fotografiert, sowie in Zusammenarbeit mit den beiden zuständigen Ansprechpartnern seitens des Kunden jede Funktion der Switche und Ports erfasst und besprochen. Wichtig war dabei insbesondere auch der Umfang des jeweiligen Datenverkehrs. So konnte schließlich eine hundertprozentige Leistungsanalyse für den bestehenden Datenverkehr und die Aruba-Switches erstellt werden.
(R) Durch die Bestandsanalyse konntet ihr also neue Erkenntnisse gewinnen. Welche Anforderungen kamen dadurch für die Modernisierung des Netzwerks hinzu und wie konntet ihr diese lösen?
(I) Das Team des ISFH bat uns darum, durch mehr Standardisierung den Administrationsaufwand zu verringern. Dies konnten wir erfreulicherweise durch den Wegfall unterschiedlicher Switch-Modelle ermöglichen. In der Tat war die Administration einiger älterer Geräte sehr aufwendig. In unserem Konzept haben wir 3 Standardtypen an Switches definiert. 24- und 48-Port-Switches sowie große Modular-Switches ersetzten in unterschiedlicher Stückzahl die verschiedenen alten Modelltypen.
Ebenfalls haben wir im Zuge des Austausches Änderungen am Kabelnetz vorgenommen. Die ursprünglich installierten drei Glasfasern (je 1 Gbit zwecks Ausfallsicherheit) konnten wir auf zwei Leitungen (mit einer Erhöhung auf je 10 Gbit) reduzieren. Dem ISFH wurde es dadurch ermöglicht, auch Server mit 10 Gbit (auch auf Kupfer) zu verbinden, was eine zukunftssichere Planung sicherstellte.
Um hier noch genauer ins Detail zu gehen: Wir haben dabei unterschiedliche LWL-Module verwendet, da wir unterschiedliche Leitungslängen verwenden mussten.
OM- oder OS-Leitungen?
Es gibt bei Lichtwellenleitern (LWL) die Unterscheidung zwischen Single-Mode- und Multi-Mode-Glasfasern.
Bei Single-Mode-Glasfasern wird nur ein Lichtstrahl durch die Faser geleitet. Der Vorteil dabei ist, dass man dadurch große Entfernungen überbrücken kann. Bei Multi-Mode wiederum laufen mehrere Lichtstrahlen nebeneinander her. Daher ist hier eine höhere Bandbreite möglich. Der Lichtstrahl wird dadurch aber gedämpft und verliert mit der Länge der Leitung stärker an Helligkeit als beim Single-Mode.
Des Weiteren gibt es einen Brechungsindex bei den Fasern. Dieser sorgt dafür, dass der Lichtstrahl in der Faser bleibt und er auch um Biegungen herum kommt. Sonst könnte man so eine Faser lediglich geradeaus verlegen.
Ein Mischen von Single-Mode, Multi-Mode oder verschiedenen Brechungsindizes ist nicht zulässig, da dadurch der Lichtstrahl abgelenkt werden kann und so nicht mehr am Empfängermodul ankommt. Dadurch funktioniert dann die Leitung nicht mehr.
(R) Wie war die Arbeit am Projekt für dich?
(I) Das ISFH und sein Team haben wirklich eine hervorragende Vorarbeit geleistet. Die Mitarbeiter in den Büros wussten alle Bescheid. Es wurde in Zusammenarbeit ein Austausch im laufenden Betrieb für beide Seiten ermöglicht. Es fand sogar eine produktive Arbeitsteilung statt. Einige der Arbeiten, wie zum Beispiel der Austausch der kleineren Switches, leisteten die ITler des ISFH selbst. Die größeren Switches wurden durch uns ersetzt. Die Konfiguration wurde schließlich in gemeinsamer Arbeit erstellt. Immer da, wo unsere Kunden das Know-how und Lust haben, freuen wir uns, deren Mitarbeiter aktiv in unsere Projekte bzw. in unsere Phasen ihrer Projekte mit einzubeziehen.
Schon am zweiten Tag der Umstellung erhielten wir positives Feedback der beteiligten ITler. Die Netze liefen bereits erheblich schneller. Es hat uns sehr gefreut, dass unsere Arbeit so schnell einen wahrnehmbaren Nutzen zeigte.
Dieses Projekt lief genau so, wie wir es haben wollten und es von uns erwarten: Von Projektplanung, über Projektbeginn bis hin zum Abschlussgespräch mit Projektabnahme. Alles lief einwandfrei. Daher waren auch keine Nachjustierungen in irgendeiner Art und Weise notwendig.
Ich danke an dieser Stelle den Kollegen des ISFH: Durch Ihre tolle Vorarbeit konnten wir Ihnen schnell und effizient helfen!
Über die vertrieblichen Anforderungen und die Umsetzung spreche ich hier mit dem vertrieblichen Projektleiter.